
Das Versprechen auf der Landingpage klingt verlockend: Sag der KI, was du willst, und sie baut dir die Website.
Aber ist das Realität oder nur Marketing-BlaBla aus dem Silicon Valley? Als Agentur, die täglich tief im Webflow-Designer steckt, haben wir die neuen Features auf Herz und Nieren geprüft. Wir wollten es genau wissen. Wir haben nicht nur Pressemitteilungen gelesen, sondern ein echtes Experiment gewagt.
In diesem Artikel zerlegen wir den Hype in seine Einzelteile. Wir analysieren Code-Qualität, Zeitersparnis und die Grenzen der Technologie.
Um zu verstehen, was die KI kann, müssen wir kurz technisch werden. Webflow AI ist kein Zauberer, sondern ein LLM (Large Language Model), das darauf trainiert wurde, natürliche Sprache in HTML-Strukturen und CSS-Eigenschaften zu übersetzen.
Wenn du sagst: "Erstelle eine Hero-Section mit dunklem Hintergrund", übersetzt die KI das im Hintergrund in:
Das Ziel: Die Hürde zwischen "Idee im Kopf" und "Element auf dem Canvas" zu entfernen. Doch wie wir im nächsten Kapitel sehen werden, liegt der Teufel im Detail.
Wir wollten Fakten, keine Gefühle. Deshalb haben wir ein Szenario entwickelt: Der Bau einer Landingpage für ein fiktives SaaS-Startup.
Die Aufgabe:
Wir haben ausschließlich Webflow AI Prompts genutzt ("Generate to Design").
Ergebnis: Nach unglaublichen 12 Minuten stand das Grundgerüst. Optisch okay, Texte waren generiert.
Aber dann: Wir wollten den Abstand im Feature-Grid ändern. Da die KI für jede Karte eine eigene ID statt einer globalen Klasse genutzt hatte, mussten wir jede Karte einzeln anfassen. Auch die Responsivität brach auf dem iPad Pro zusammen. Zeit für Reparatur & Anpassung: 2,5 Stunden.
Unser Lead-Dev hat das Framework "Client-First" genutzt.
Ergebnis: Der erste Aufbau dauerte 45 Minuten (deutlich länger als die 12 Minuten der KI).
Aber dann: Die Anpassung der Abstände dauerte 30 Sekunden (eine globale Klasse ändern). Das Design war sofort responsive auf allen Breakpoints. Zeit für Anpassung: 5 Minuten
Die Erkenntnis: Die KI gewinnt den Sprint, aber der Mensch gewinnt den Marathon. Wer eine Wegwerf-Seite braucht, ist mit KI schnell. Wer ein skalierbares Projekt baut, zahlt bei der KI später "Zinsen" in Form von Zeitverlust.
Du brauchst eine Pricing-Tabelle? Tipp es ein, zack, fertig.
Hero Section 2 oder Div Block 14.Warum das schlimm ist?
Webflow hat massiv in "Localization" investiert. Die KI kann Content per Knopfdruck übersetzen.
"Mach das Design moderner" oder "Ändere alles auf Cyberpunk-Look".

Ein Begriff, den wir Kunden oft erklären müssen, ist Technische Schuld (Technical Debt). Wenn man Software (oder Websites) "schnell & schmutzig" baut, leiht man sich quasi Zeit aus der Zukunft.
Webflow AI ist aktuell ein riesiger Produzent von technischer Schuld.
Stell dir vor, du baust dein Haus mit der KI. Sie setzt die Wände in Rekordzeit. Aber sie vergisst, Leerrohre für die Elektrik zu legen. Drei Monate später willst du eine neue Steckdose. Jetzt musst du die ganze Wand aufreißen.
Genau das passiert mit KI-generiertem Webflow-Code:
alt-Tags oder setzt falsche HTML-Tags (z.B. ein div statt einem button). Das straft Google ab und sperrt Nutzer mit Behinderungen aus.Hier ist die gute Nachricht für alle Designer (und Kunden, die Qualität schätzen): Webflow AI hat keine Strategie und kein Gefühl.
Die KI kann eine "Kontakt-Sektion" bauen. Aber sie weiß nicht, wann der Nutzer bereit ist, Kontakt aufzunehmen. Platziert man den Button oben oder unten? Braucht es erst "Social Proof"? Diese psychologische Architektur ist rein menschlich.
Willst du eine Interaktion, bei der sich der Hintergrund ändert, wenn man über ein Bild hovert, während gleichzeitig ein Text einfliegt? Webflow Interactions 2.0 oder gar Custom Code (GSAP, JavaScript) überfordern die aktuellen KI-Modelle komplett.

Wir verteufeln die KI nicht. Im Gegenteil. Wer sich als Agentur gegen KI sperrt, wird abgehängt. Aber wir nutzen sie anders als der Laie.
Wir haben in der Agentur einen Prozess entwickelt, den wir "AI-Augmented Development" nennen:
Phase 1: Wireframing (Die KI-Phase)
Wir lassen die KI in Minuten 5 verschiedene Layout-Varianten bauen. Das spart Stunden im ersten Entwurfsprozess und hilft uns, mit dem Kunden schnell eine Richtung zu finden.
Phase 2: Content-Fill (Die KI-Phase)
Die KI füllt Layouts mit relevantem Platzhalter-Text statt "Lorem Ipsum". Das hilft uns, das Design besser am echten Inhalt auszurichten.
Phase 3: Refactoring & Architecture (Die Human-Phase)
Hier übernehmen unsere Senior-Developer. Wir nehmen die Ideen der KI, bauen sie aber technisch komplett neu nach – mit sauberem Client-First Code, globalen Klassen und perfekter Semantik.
Der Vorteil für dich als Kunde? Du zahlst nicht mehr für "Div-Blöcke schubsen". Dein Budget fließt direkt in Strategie, High-End Design und Performance-Optimierung. Das Ergebnis ist eine Website, die schneller steht als früher, aber technisch brillanter ist als je zuvor.
Wenn man ihn 1:1 übernimmt: Ja, oft. Die KI neigt zu "Div-Suppe" (unnötig viele Verschachtelungen), was den Code aufbläht. Wir bereinigen diesen Code immer manuell, um perfekte Ladezeiten zu garantieren.
Absolut! Das ist der große Vorteil. Wenn wir die Basis sauber gebaut haben, kannst du den Webflow Editor mit KI-Unterstützung nutzen, um Texte zu ändern oder einfache Sektionen hinzuzufügen, ohne das Design-System zu zerschießen.
Indirekt ja. Wir werden effizienter. Statt Budget für den manuellen Aufbau zu verbrennen, investieren wir es in bessere Features und Design-Qualität für dich. Du bekommst also "mehr Website" für das gleiche Geld.
Webflow AI demokratisiert das Webdesign. Für den lokalen Bäcker, der schnell eine Seite braucht, ist das genial. Aber wenn es um skalierbare Unternehmens-Websites geht, ist die KI noch lange kein Ersatz für einen erfahrenen Webflow-Developer.
Sie nimmt uns nicht die Arbeit weg, sie nimmt uns die langweilige Arbeit weg. Und das ist gut so.